Im vergangenen Jahr gerieten die sogenannten Emerging Markets bei den Investoren massiv ins Abseits. Die Gründe waren vielfältig. Vor allem das sich abzeichnende Ende der lockeren Geldpolitik der Fed und der Beginn des Tapering führten dazu, dass Investoren die Gelder aus den Schwellenländern abzogen. Nicht nur die Aktienkurse gerieten ins Trudeln, auch Anleihemärkte und Währungen kamen unter Druck. Zuvor hatten die Schwellenländer massiv davon profitiert, dass ausländische Investoren das billige Geld der Notenbanken in der Hoffnung auf hohe Renditen in die Regionen pumpten.
Inzwischen gelten Schwellenländer-Aktien und -Anleihen wieder als Comeback-Kandidaten. „Wer sich in die aufstrebenden Märkte in Asien, Lateinamerika und Osteuropa begibt, sollte allerdings genauer hinschauen“, raten Anlageexperten.
In einer Studie haben die Vermögensverwalter von Rothschild kürzlich noch einmal die langfristigen Bewegungen herausgestellt, die als die Treiber des Wachstums auf den „Emerging Markets“ gelten. So wird etwa der wachsende Konsum genannt. Zudem spiele die Gesundheitsvorsorge in den Ländern in Asien oder Lateinamerika und auch in Afrika eine immer größere Rolle, der Zugang zu moderner Medizin wird immer mehr Menschen möglich. Gewaltige Investitionen in Infrastruktur, Straßen, Gebäude und Energieversorgung kurbeln das Wachstum an. Auch in Bildung und Umwelt fließen in die aufstrebenden Länder Milliarden-Summen und sorgen für einen scheinbar stetigen Anstieg der Wirtschaftsleistung und für steigende Kurse der Börsenindizes. Nicht zuletzt können viele der Regionen dank ihres Rohstoff-Reichtums an den Weltmärkten stetige Einnahmen erzielen.
Dennoch blicken Experten differenziert auf die einzelnen Regionen und die Staaten, die aus Investorensicht interessant sein könnten. Ein Wegweiser sind die Schätzungen zum Wirtschaftswachstum. Weltbank und IWF sehen zum Beispiel die ostasiatischen Schwellenländer 2015 mit 5,0 Prozent wachsen, nach 4,2 Prozent im laufenden Jahr. In Lateinamerika kommt die Wirtschaft deutlich schwerer in Gang, die erwarteten 2,5 Prozent Wachstum (nach 1,2 Prozent) sind kaum mehr als in den Industrieländern. In der neuen Wachstumslokomotive China werden sich die Zuwachsraten nach 7,3 Prozent 2014 auf 7,0 Prozent abschwächen. In Indien allerdings wird von einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 5,4 auf 6,0 Prozent ausgegangen.
Für Anleger heißt es also beim Blick auf Fondsprodukte oder Einzelaktien genau abzuwägen, in welche der Schwellenländer investiert werden soll. Generell empfehlen Experten wie etwa von der Investmentgesellschaft Threadneedle bei der Auswahl von aussichtsreichen Unternehmen, auf „strukturelle Wachstumstreiber“ zu achten. Diese kommen regelmäßig aus den Branchen Energieversorgung, Infrastruktur, Konsumgüter und Umwelttechnologie.